Der Hummingbird-Algorithmus wurde im Rahmen eines Google-Updates im dritten Quartal 2013 eingespielt und veränderte relativ stark die Suchergebnisliste. Zunächst konnten das die Nutzer und auch SEO-Experten nicht richtig deuten, da erst einen Monat später der Google-Vizepräsident Amit Singhal die Einführung des Algorithmus bekanntgab.
Die Änderungen durch diesen Algorithmus galten als revolutionär, weil er Suchanfragen neu interpretierte. Zuvor hatte die Suchmaschine nur einzelne Keywords (auch Longtail-Keywords) statisch verstanden. Hummingbird fügte die Semantik hinzu, also einen Sinnzusammenhang, indem er Verbindungen zwischen Worten der Suchanfrage herstellte. Google bezeichnete den Hummingbird-Algorithmus, der nach wie vor zum Einsatz kommt, als wichtigste Modifikation seiner Algorithmen seit dem Jahr 2000.
Hummingbird ist das englische Wort für Kolibri, einen kleinen, flinken und präzisen Vogel. Die Google-Verantwortlichen wollten damit wohl kommunizieren, dass die Suche schneller und genauer wurde. SEO-Experten behaupten allerdings, dass dies zulasten der Diversität der Suchergebnisse ging und die SERPs zunehmend sich sehr ähnelnde Resultate anzeigen. Dennoch funktioniert die semantische Suche, wie wir alle bei jeder Sucheingabe feststellen: Die Suchmaschine ergänzt automatisch unsere Suchintention mit ihr passend erscheinenden Worten.
Sie versteht die Suchanfragen besser und liefert überdies bessere Ergebnisse. Für die SEO hat das zur Folge, dass ein sinnloses Überfrachten von Texten mit Keywords nichts mehr bringt. Vor dem Hummingbird-Algorithmus war es theoretisch möglich, einen relativ sinnfreien Text einzustellen, der trotzdem gefunden wurde, wenn er nur passende Keywords enthielt. Das funktioniert seit 2013 nicht mehr oder kaum noch. Die Suchmaschine ist damit deutlich nutzerfreundlicher geworden und hat gleichzeitig eine berüchtigte Methode der Black Hat SEO – das Keyword-Spamming – obsolet gemacht. Zwar probieren das manche Optimierer immer noch, allerdings wohl kaum mit Erfolg.
Verbesserungen brachte der Hummingbird-Algorithmus vor allem bei der „Conversational Search“ und der „Contextual Search“. Sie basieren beide auf Semantik, also den Beziehungen von Worten untereinander. Der kontextuelle Bereich ermittelt die User-Intention bei einer Suchanfrage. Die Conversational Searches sind Suchanfragen per Spracheingabe, die Google seither auch in ganzen Sätzen versteht. Das machte sich aufgrund der technischen Entwicklung nach 2010 erforderlich, welche Spracheingaben voranbrachte.
Die Diversität hat durch Hummingbird etwas abgenommen, aber nach einschlägigen Untersuchungen nicht gravierend. Deutsche Experten ermittelten (für das deutschsprachige Internet) einen Rückgang um 6 %. Zurückzuführen ist das offenkundig auf die Hummingbird-Intention, dem Nutzer passgenaue und vergleichbare Ergebnisse anzuzeigen, ihn also nicht mit denjenigen Suchergebnissen zu verwirren, die nur einen entfernten Bezug zu seiner Suchanfrage haben. Diese erscheinen natürlich noch immer, aber viel weiter unten im Ranking.
Vor allem für semantisch ähnliche Suchanfragen, die eigentlich die gleiche Suchintention des Nutzers erkennen lassen, werden praktisch identische Ergebnisse angezeigt, so etwa für „gutes Hamburger Autohaus“ und „Autohaus in Hamburg mit gutem Service“. Das erleichtert die Suche auf Google deutlich, denn bis zum Herbst 2013 mussten Nutzer bisweilen viele Versuche mit verschiedenen Suchanfragen starten, bis sie das gewünschte Ergebnis fanden. Es genügte eine Umdrehung von Worten in der Sucheingabe, um zu gänzlich verschiedenen Ergebnissen zu gelangen.
Das gibt es zwar immer noch, es hat aber durch Hummingbird deutlich abgenommen. Nach einschlägigen Untersuchungen liefert die Eingabe von semantisch ähnlichen oder gleichen Keywords 20 % mehr identische Ergebnisse als vor der Einführung des Algorithmus. Das wären in unserem genannten Beispiel die Keywords „gutes“ und „gutem“, „Autohaus“, „Hamburg“ und „Hamburger“ in den jeweiligen Sucheingaben „gutes Hamburger Autohaus“ und „Autohaus in Hamburg mit gutem Service“.
Sie zeigen dem Hummingbird-Algorithmus jeweils den gleichen Sinn an, weshalb er zu beiden Suchanfragen nahezu identische Ergebnisse liefert. Das sind (nach der Listung von drei verschiedenen Händlern, die aufgrund ihres Onlinemarketings auf diese Plätze gelangt sind) die beiden ersten Ergebnisse „Die 10 besten Autohäuser in Hamburg 2021 – wer kennt den ...“ und „Top Autohäuser in Hamburg 2020 | AUSGEZEICHNET.ORG“ (Stand: Juni 2021).
Diese Änderung ist für alle Nutzer seit Ende 2013 deutlich sichtbar und sehr angenehm: Der Knowledge Graph, der Zusatzinformationen zur Suchanfrage zeigt, hat sich durch Hummingbird deutlich verbessert und erscheint bei immer mehr Suchanfragen. Das führt dazu, dass es nicht immer nötig ist, ein Suchergebnis anzuklicken, um sich die gewünschten Informationen zu beschaffen. Es kann genügen, sich diese Infos durchzulesen. Besonders bedeutsam ist das, wenn Personen online sehr schnell etwas recherchieren und nur mal eben die Einwohnerzahl von Rom oder das Ende des Verbrenners in Deutschland erfahren möchten.
Hummingbird hat die Suche verbessert, auch wenn die Ergebnisse nicht mehr so divers sind wie früher. In den Algorithmus wurden zudem einige frühere Algorithmen integriert. Als wichtigstes Beispiel wäre der PageRank zu nennen, der für die OffPage-SEO sehr bedeutsam war und dessen Abschaffung 2013 viele SEO-Experten bedauerten. Doch er lebt im Hummingbird-Algorithmus weiter.